Vom Dorf zur Stadt zum Dorf
Der Ort, 5 km westlich von Peine gelegen, hat eine vielbewegte Vergangenheit hinter sich – wechselvoller und dramatischer als manch benachbartes Dorf! Rosenthal war im 13. Jahrhundert zeitweise Stadt, als zwischen den Hildesheimer Bischöfen, den Reichsministerialen von Wolfenbüttel und den braunschweigischen Herzögen schwere Kämpfe um die Herrschaft in der Grafschaft Peine tobten. Rosenthal diente dabei als Stützpunkt der Hildesheimer Bischöfe. Am Ende der Auseinandersetzungen waren Stadt und Burg Peine fest in hildesheimischer Hand, und die “Stadt” Rosenthal wurde überflüssig. Rosenthal sank wieder zum Dorf ab.
Ungewöhnlich sind schon die Anfänge des Dorfes. Das ursprüngliche Dorf wurde bei der Gründung der Stadt (oder wenige Zeit danach) aufgegeben. 1204 erscheint erstmals der hildesheimische Ministeriale Wilhelm von Rosenthal, der sich wohl nach seiner dortigen Burg nannte. Wahrscheinlich ist der Ort aber weitaus älter. Die Lage des “alten Dorfes” konnte nach fast 800 Jahren kürzlich wieder identifiziert werden.
Um 1223 gründete der Hildesheimische Bischof die “Stadt” Rosenthal: mit einem Marktplatz, einer Pfarrkirche, breiten, geraden Straßen, einem doppelten Wassergraben und hohen Wällen. Die Bewohner bezeichneten sich als “Bürger” (“burgenses”) und führten ein Siegel. 1256 wurden Burg und Stadt von den Welfen zerstört. Die Burg lag seither wüst, und der Ort verlor seinen Rechtsstatus als “Stadt”.
Das zur Burg gehörige Gut wurde von den Hildesheimer Bischöfen an verschiedene Adelige verlehnt. So befand es sich im 15. Jh. im Besitz der Familie von Dalem, dann der Familie von Ütze und von Veltheim (ab 1449), ab 1698 bei Leopold Freiherrn von Wolff-Metternich. 1742 erhielt das Hildesheimer Kloster St. Michael das Gut, verkaufte es jedoch 1784 an Benedict von Doetinchem. 1854 kam das Gut an Carl von Thielen. Er war mit Bertha von Hahn verheiratet, der Tochter des Verlegers Heinrich Wilhelm Hahn aus Hannover. Dieser ließ 1854-1856 das Schloss errichten. Über die Enkelin von Thielens, Rose von Thielen kam das Gut an die Familie von Schütz zu Holzhausen.
Rosenthal lag anfangs in der “kleinen Grafschaft Lauenrode”, die der Hildesheimer Bischof 1236 an sich bringen konnte. Nach dem Sieg über die Herren von Wolfenbüttel entstand aus dem östlichen Teil der “kleinen Grafschaft” und dem westlichen Teil der Grafschaft Peine das Amt Peine mit dem Unterbezirk (Vogtei) Rosenthal. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde blieb die Vogtei Rosenthal zwar dem Hochstift erhalten, aber die Lehnsbriefe wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg von den braunschweigischen Herzögen ausgestellt. Im 19. Jahrhundert wurde Rosenthal der Vogtei Peine angegliedert, gehörte 1852-1854 zum Amt Hohenhameln, dann aber wieder zum Amt Peine.
Das Dorf Rosenthal bestand 1643 aus 43 Feuerstellen und besaß 1803 590 Einwohner. Um 1700 gab es 5 Vollbauern, 1 Halbspänner und ca. 40-45 Kötner. 1866 erfolgte die Verkoppelung: Das Ackerland wurde aufgeteilt, die Dreifelderwirtschaft aufgegeben und die Frondienste abgelöst. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl bis 1950 zunächst auf 1574 Einwohner, sank dann aber wieder auf 1158 Einwohner (1974). Bei der Verwaltungsreform wurde Rosenthal 1974 der Stadt Peine angegliedert.
Thomas Küntzel M.A., Untere Masch Straße 16, 37073 Göttingen
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